Stuttgart, 9. November 2020
„Das wochenlange Homeschooling zu Beginn der Pandemie hat viele Familien an die Belastungsgrenzen getrieben. Das gilt insbesondere für Familien, in denen Schülerinnen und Schüler mit Behinderung zu Hause lernen mussten. Sie haben zu Recht Anspruch auf qualifizierte Unterstützung – selbständiges Online-Lernen ist für sie in vielen Fällen nicht möglich.
Aufgabe des Kultusministeriums ist es jetzt, einen Qualitätsdialog mit den kommunalen Landesverbänden zu führen, damit Schulbegleitung für diese Kinder bedarfsgerecht auch im Homeoffice stattfindet, so sich dieser nicht vermeiden lässt. Während des ersten Lockdowns wurde diese Schulbegleitung zum Teil ausgesetzt – das darf sich nicht wiederholen. Kinder und Jugendliche mit Behinderung brauchen schulische Unterstützung, ob im Klassenzimmer, zu Hause oder in der Einrichtung, in der sie leben.
Gleichwohl muss zunächst alles dafür getan werden, damit Schülerinnen und Schüler mit Behinderung am Unterricht teilnehmen können.
Sie tragen oftmals ein höheres Risiko, bei einer Infektion schwer zu erkranken. Deshalb ist es aus meiner Sicht absolut notwendig, dass auch weiterhin alles dafür getan wird, diesen Kindern und Jugendlichen und allen am Schulleben beteiligten kostenlos FFP2 Masken zu stellen. Das nimmt Ängste und minimiert das Ansteckungsrisiko. Um Lehrkräfte und die Schüler mit Behinderung besser zu unterstützen, sollte den Schulen zudem der Einsatz von multiprofessionellen Teams ermöglicht werden, darunter etwa Schulsozialarbeiterinnen, Psychologen oder Sozial- und Sonderpädagogen.
Richtig ist aber auch: Die Umsetzung der Inklusion ist ein Langstreckenlauf und die Zwischenergebnisse können uns nicht zufriedenstellen. Wir haben im Land die Zahl der Studienanfängerkapazitäten deutlich erhöht und mit der Weiterqualifizierung von Haupt- und Werkrealschullehrerinnen einen weiteren Baustein zur Sicherstellung von guten Rahmenbedingungen gesetzt. Die Anpassung der Schulbauförderrichtlinien, die jetzt Zuschläge für inklusive Umbaumaßnahmen ermöglichen, ist ein weiterer wichtiger Schritt. Wir brauchen jedoch weitere Anstrengungen, um die Inklusion weiter voranzubringen und die Rahmenbedingungen zu verbessern.“