Festakt anlässlich 75 Jahre Israel und 30 Jahre Deutsch-Israelische Gesellschaft in der Region Rhein-Neckar

von | Nov 28, 2023 | Newsletterbeitrag

Am 23. November 2023 wurde in der jüdischen Gemeinde Mannheim der Festakt anlässlich des 75-Jährigen Bestehens des Staates Israel und des 30-Jährigen Bestehens der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in der Region Rhein-Neckar begangen. Vor dem Hintergrund des schrecklichen Terrorangriffs der Hamas auf Israel kam dieser Feier eine ganz besondere Bedeutung zu. Ich freue mich sehr, dass ich mit einem Grußwort einen Beitrag zu diesem Festakt leisten durfte. Es ist mir ein ganz persönliches Anliegen die Freundschaft und Verbundenheit mit Israel zu pflegen und ich bin sehr dankbar für den Einsatz der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtiger denn je zusammenzustehen und unsere Freund*innen und Partner*innen zu unterstützen. Jetzt ist die Zeit für Solidarität um die Worte „Nie wieder ist jetzt“ mit Leben zu füllen.

Nachfolgend finden Sie die komplette Rede zum Nachlesen:

Sehr geehrte Frau stellvertretende Generalkonsulin Bainesay-Harbor,

Sehr geehrte Frau Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim Prof. Dr. Kämper,

Sehr geehrter Herr Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Region Rhein Neckar Rihm,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich sehr über Ihre Einladung zur heutigen Festveranstaltung und darf Ihnen die besten Wünsche und Grüße der Landesregierung überbringen.

75 Jahre Israel. 30 Jahre Deutsch-Israelische Gesellschaft in der Region Rhein-Neckar. Das sind Anlässe zu feiern. Doch angesichts des schrecklichen, brutalen Terrorangriffes der Hamas gegen Israel, gegen Jüdinnen und Juden, gegen unschuldige Menschen, die aus dem Leben gerissen wurden, steht uns nach Feiern eigentlich gerade nicht der Sinn. Es ist vielmehr die Zeit gemeinsam zu trauern, zu hoffen, zu bangen – und vor allem auch in Wort und Tat Haltung zu zeigen: Es ist Zeit für Solidarität. Die Bilder und Berichte, die uns erreichen, zeigen deutlich, wie schwer beschädigt, die Friedensarbeit im Nahen Osten ist. Doch die Weltgemeinschaft ist nicht ohnmächtig und die Mahnung „Nie wieder ist jetzt“ nehmen wir mehr als ernst.

Eines der prägendsten Ereignisse meines Lebens war mein Aufenthalt als Studierende in Israel bei dem ich Interviews mit Überlebenden des Holocaust geführt habe. Ich werde nie vergessen, wie Amira Gezow von ihrer Deportation nach Gurs berichtet hat. Sie war damals 12 Jahre alt. Und ich habe auch nie vergessen, wie sie erzählt hat, was dieser Neuanfang in Israel für sie, deren Eltern in Auschwitz 1942 ermordet wurden, bedeutet hat. Die Gespräche haben mir im persönlichen Erleben deutlich gemacht, was die Gründung des Staates Israel für Jüdinnen und Juden bedeutet. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Und diese Gespräche haben mir auch deutlich gemacht, dass die Worte von Max Mannheimer „Ihr seid nicht schuld an dem, was war, aber verantwortlich dafür, dass es nicht mehr geschieht“ für uns alle bedeuten. Das wir es nämlich sind, die die Erinnerung an den Holocaust wachhalten müssen, die Erinnerung daran wozu Menschen fähig sind – damit es nämlich nie wieder passiert. Und dass wir es sind, die für Freundschaft und Völkerverständigung zuständig sind. Und ganz grundlegend ist dabei das Existenzrecht Israels.  Es muss von uns in allen Kontexten immer wieder bekräftigt und verteidigt werden.

Was mich als junge Frau geprägt hat und mir zum entsprechenden Bewusstsein verholfen hat, das wünsche ich mir auch heute für junge Menschen in Deutschland und in Israel. Ich bin dankbar, dass meine Kinder vor einigen Jahren die Möglichkeit hatten, am Austauschprogramm des Friedrich-List-Gymnasiums teilzunehmen und wir zwei israelische Jugendliche bei uns zu Gast hatten. Es ist von allergrößter Bedeutung, dass solche Austauschangebote breit aufgestellt sind und viele junge Menschen in unserer Gesellschaft erreichen. Denn Begegnungen von „Mensch zu Mensch“ sind die beste Grundlage für Freundschaft, für gegenseitige Wertschätzung und für ein gelingendes Miteinander. In der Vermittlung von Begegnungen und im Aufbau genau dieser Überzeugung und dieses Vertrauens sehe ich auch den Auftrag an ein baden-württembergisch – israelisches Jugendwerk, wie wir es im Moment im Landtag diskutieren. 

Die Beziehungen zwischen Baden-Württemberg und Israel sind vielfältig und angesichts der aktuellen Weltlage werden sie nicht weniger, sondern mehr und fester. Wir müssen junge Menschen – und nicht nur diese – heute mehr denn je, aktiv informieren und uns Diskussionen stellen. Und diese Aufgabe ist nicht nur die Aufgabe von Jüdinnen und Juden, sondern es ist eine Aufgabe unserer gesamten Gesellschaft. Und gerade die Deutsch Israelische Gesellschaft, leistet hier mit ihrem Auftrag, wie er in ihrer Satzung festgehalten ist – ich zitiere: „der Förderung der internationalen Verbundenheit, Toleranz und Verständigung der Völker“ einen unglaublich wichtigen Beitrag. Und genau das wird seit 30 Jahren durch die Deutsch Israelische Gesellschaft auch hier in der Metropolregion getan – dafür meinen herzlichen Dank.

Vor wenigen Tagen hat der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung Michael Blume seinen ersten Bericht vorgestellt. In seiner Rede dazu betonte er, die Wichtigkeit all jener Maßnahmen, die wir in Baden-Württemberg bereits ergriffen haben, um Antisemitismus zu bekämpfen und die Vielfalt der Religionen in unserem Land zu schützen. Und der Aufbau von Vertrauen, wie es die Deutsch-Israelische Gesellschaft in den unterschiedlichsten Lebensbereichen tut, ist genau das was es braucht.

Ich bin beeindruckt von Ihrem über 30 Jahre andauernden Engagement in Form von zivilgesellschaftlichen und kulturellen Begegnungen, in Form von Schüleraustauschen und im Knüpfen eines breiten gesellschaftlichen Netzwerkes. Sie füllen die Freundschaft mit Israel mit Leben. Dafür herzlichen Dank. Und genau das spüre ich ganz deutlich, auch in unseren Debatten im Landtag und bei den Veranstaltungen vor Ort. Wir stehen als Freundinnen und Freunde zusammen.

Mit dem Dank an Sie alle für Ihren Einsatz für die deutsch-israelische Freundschaft und Zusammenarbeit komme ich zum Ende meines Grußwortes.

Danke Ihnen und Euch für jede Veranstaltung, jedes Telefonat, jeden Brief und jede Mail, die die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel fortsetzt und bestärkt.

Gerade in schwierigen Zeiten und in Zeiten der Trauer sind Freundinnen und Freunde unsere Stützen. Wir wollen zusammenstehen und ich schließe mich den mahnenden aber auch mutmachenden Worten von Michael Blume an, dass es diesmal nicht gelingen wird uns zu entzweien –  dass wir diesmal nicht weichen werden.

Zur Vielfalt und Lebendigkeit der engen deutsch-israelischen Beziehungen haben Sie mit Ihrer Arbeit in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft maßgeblich beigetragen – dafür herzlichen Dank und lassen Sie uns gemeinsam auf Frieden hoffen und dafür beten.

Shalom.