„Heute vor einem Jahr erschütterte der hinterhältige und brutale Terrorangriff der Hamas auf Israel uns und die ganze Welt.
Heute vor einem Jahr fielen Hamas-Kämpfer mit unfassbarer Grausamkeit in Israel ein, massakrierten über tausend Männer, Frauen und Kinder und entführten über 250 Menschen. Sie töteten wahllos Frau, Kinder, alte Menschen und viele junge Menschen, die auf ein Musikfestival gekommen waren, um zu feiern und fröhlich zu sein.
Seither ist die Welt für die Jüdinnen und Juden in Israel, aber auch in der ganzen Welt eine andere.
Seit diesem Tag – seit einem Jahr – seit einem unvorstellbar langen Jahr bangen die Angehörigen um das Leben ihrer Liebsten. Traurig gewiss ist der Tod vieler Geiseln schon heute. Für andere hoffen und beten wir noch, sind uns aber sicher, dass sie Schreckliches erleben müssen.
Das Leiden von ihnen und das Leiden ihrer Angehörigen wage ich mir nicht vorzustellen.
Die Hamas hat unendliches Leid über Israel und den gesamten Nahen Osten gebracht. Wir alle sind in tiefer Sorge vor weiteren Eskalationen, die noch mehr Menschen Tod und Schmerz bringen werden.
Der Vorstand und Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden hat es in seinem Mitteilungsblatt so ausgedrückt: „Jedes zivile Opfer ist eines zu viel. Jedes zivile Opfer ist zu beklagen. Jedes zivile Opfer ist möglichst zu vermeiden. Wahr bleibt aber, dass die Hamas unmenschlich handelt.“ – und das nicht nur mit Blick auf die israelischen Geiseln, sondern auch mit Blick auf die eigene Bevölkerung, die als menschliche Schutzschilde missbraucht werden.
Wir Gedenken heute der Opfer. Aller Opfer. Und wir hoffen und beten für Frieden. Aber wir dürfen es nicht dabei belassen.
Wir müssen auch hier in Mannheim, in Baden-Württemberg – wo so viele Menschen aus aller Herren Länder und mit und ohne die unterschiedlichsten Religionen zusammenleben – zusammenstehen und uns nicht trennen lassen. Ich danke allen, die sich für Frieden und Verständigung einsetzen. Gerade jetzt, gerade hier – zu einer Zeit in der andere versuchen auf schändliche Weise ihren Vorteil aus Angst und Leid und Verunsicherung zu ziehen.
Bei seinem Besuch in der Erinnerungsstätte Yad Vashem hat unser Vizekanzler im letzten Jahr einen Kranz niedergelegt auf dem stand „Erinnerung verpflichtet“. Das ist für mich nicht nur ein Spruch, sondern eine Verpflichtung für uns alle. Jeder und jede Einzelne muss die Stimme erheben gegen Antisemitismus, gegen Hass.
Denn: Nie wieder ist jetzt. Dieses Versprechen hat Bestand. Diese Versprechen bekräftigen wir auch heute an diesem traurigen Tag.
Shalom.“