Baden-Württemberg hat sich dazu entschieden zusätzlich zur Inklusion die früheren Sonderschulen zu Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) umzugestalten. Damit ist der inklusive Ausbau des bestehenden Bildungssystems ebenso Bestandteil des Koalitionsvertrags der grün-schwarzen Regierungskoalition, wie der Erhalt der SBBZ im Land. Das verpflichtet selbstverständlich dazu, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um in jedem Fall bestmögliche Voraussetzungen für Kinder mit Förderbedarf zu schaffen. Den Stand der Weiterentwicklung sonderpädagogischer Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsangebote untersuchte das Kultusministerium bisher in zwei Berichten. Nach dem ersten Bericht im Oktober 2017 folgte der zweite Bericht im April 2019.
Für die darin definierten Aufgaben braucht es gut ausgebildete Lehrkräfte. Nun wird der Mangel an sonderpädagogischen Lehrkräften allseits betont. So heißt es im Bericht des Ministeriums dazu, dass je nach Perspektive beklagt werde, die Ausstattung inklusiver Bildungsangebote gehe zu Lasten der SBBZ und umgekehrt. Der zahlenmäßige Mangel an Sonderpädagog*innen ist aber in meinen Augen nur teilweise das Problem. Denn Inklusion ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und damit auch eine Aufgabe für eine gesamte Schulgemeinschaft. Sonderpädagog*innen sind in den multiprofessionellen Teams an Schulen wichtig. Aber sie müssen nicht durchgängig in den Klassen sein. Das bedeutet aber auch, dass alle Lehrkräfte sich bereits in ihrer Ausbildung mit Fragen und Anforderungen der Inklusion befassen. In diesem Zusammenhang steht ein sehr interessantes Projekt an der PH Heidelberg, welches ich gerade gemeinsam mit unserer Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Sozialminister Manne Lucha und einigen GRÜNEN Abgeordnetenkolleg*innen besucht habe. Dabei hielten Menschen mit Behinderungen eine öffentliche Vorlesung zum Thema Heterogenität im Bildungskontext. Diese Menschen werden seit Oktober 2017 zu Bildungsfachkräften qualifiziert. Seit dem Sommersemester 2018 lehren sie bei inklusionsbezogenen Lehrveranstaltungen an den Pädagogischen Hochschulen. Die Qualifizierung dauert 3 Jahre. Ziel ist es in der Ausbildung der Lehrkräfte das Thema Inklusion stärker zu verankern und einen echten Austausch mit Menschen mit Behinderungen zu schaffen und zwar innerhalb der Hochschule, als gleichberechtigte und natürlich gleichwertige Gesprächspartner*innen und Expert*innen in eigener Sache. Für das Gelingen der Inklusion ist es Voraussetzung, dass wir die Barrieren in den Köpfen abbauen und zu einem gegenseitigen Verstehen beitragen. Sonderwelten, die Menschen voneinander trennen müssen vermieden werden. Dazu leisten solche Ansätze und Projekte einen unglaublich wertvollen Beitrag.